Die Vorteile von kleinen Unternehmen liegen auf der Hand: Die Atmosphäre im Team ist familiär und vertraut, Herausforderungen schultert man gemeinsam. Doch genau in dieser Arbeitsweise liegt eine große Gefahr! Vernachlässigst du die Burnout-Vorbeugung in deinem Unternehmen, können die engen persönlichen Bindungen einen Flächenbrand in deinem Business auslösen. Denn Studien zeigen: Burnout ist ansteckend! Gerade in kleinen Unternehmen ist es deshalb extrem wichtig, Burnout bei Mitarbeitern zu vermeiden. Im folgenden Artikel erfährst du, was Burnout für kleine Unternehmen bedeutet, welche versteckten Kosten er mit sich bringt und wie du dein Unternehmen davor schützen kannst.
Burnout bei Mitarbeitern:
Vier Kostenfallen, die du kennen musst
Was versteht man unter Burnout?
Burnout ist ein Überbegriff für einen Komplex aus körperlichen und psychischen Beschwerden, die durch langanhaltenden Stress und Überlastung entstehen. Im Normalfall sorgt unser vegetatives Nervensystem dafür, dass wir uns von Stress nach kurzer Zeit wieder erholen. Bei Burnout gerät unter anderem der Regulationsmechanismus zwischen Sympathikus und Parasympathikus außer Kontrolle. Die Folge: Der Körper ist nicht mehr in der Lage, sich an Belastungen anzupassen und man fühlt sich dauerhaft gestresst. Einfache Routineaufgaben im Job werden zur Herausforderung und selbst der Alltag ist kaum noch zu bewältigen. Bis das Nervensystem wieder wie gewohnt funktioniert, kann viel Zeit vergehen. Deshalb solltest du eine Erkrankung deiner Mitarbeiter an Burnout nicht als kleine, vorübergehende Erschöpfung abtun, sondern darin ein ernstes Problem für dein Unternehmen erkennen. Doch hier ist die gute Nachricht: Es gibt eine wirksame Methode, um Burnout zu vermeiden – nämlich frühzeitige Prävention!
Warum gefährdet Burnout besonders kleine Unternehmen?
Großunternehmen sind in Sachen Burnout-Prävention klar im Vorteil. Sie setzen auf betriebliches Gesundheitsmanagement und bieten ihren Mitarbeitern diverse Kurse zur Gesundheitsförderung an. Allein diese Investition kann viele Krankheitsfälle aufgrund von Burnout vermeiden. Erkrankt dennoch ein Mitarbeiter an Burnout, können sie die fehlende Arbeitskraft meist innerhalb des Teams ausgleichen. Auch für die Wiedereingliederung gibt es Beratungsangebote und Begleitung. Bei dir sieht die Situation ganz anders aus. Eine fehlende Arbeitskraft kann kaum ausgeglichen werden und für das betriebliche Gesundheitsmanagement fehlen Budget und Organisationsstrukturen. Das macht sich schnell in deinem Geschäftsergebnis bemerkbar. Burnout bedeutet für dich daher Kosten, die weit über die Entgeltfortzahlung im Krankheitsfall hinausgehen. Komm also mit und lass uns die vier versteckten Kostenfallen eines Burnouts für dein Business mal genauer unter die Lupe nehmen.
Welche Kostenfallen lauern beim Burnout von Mitarbeitern?
Burnout kostet Qualität!
Burnout erwischt die Leistungsträger in deinem Team! Denn Menschen mit hoher Arbeitsbereitschaft sind von mehreren Risikofaktoren betroffen. Ihr Verantwortungsbewusstsein hindert sie daran, Aufgaben abzulehnen oder zu delegieren. Ihre Motivation lässt sie am Ball bleiben, auch wenn sie längst eine Pause brauchen. Viele können überhaupt nicht einschätzen, wie viel Stress gut für sie ist. Der Weg in den Burnout beginnt daher schleichend. Zunächst sind es nur Konzentrationsschwierigkeiten, irgendwann ist das kreative Denken eingeschränkt. Und dann werden selbst Routineaufgaben zur Herausforderung! Das bedeutet starke Qualitätseinbußen für dein Unternehmen. Sobald sich Mitarbeiter schon am Anfang der Woche abgeschlagen und müde fühlen, ist die Arbeitsunfähigkeit vorprogrammiert. Du musst dir also bewusst machen, dass deine wichtige Mitarbeiterin oder dein wichtiger Mitarbeiter nicht erst mit der Krankmeldung ausfällt, sondern schon viele Monate vorher.
Burnout kostet Planbarkeit!
Wie lange ein Burnout dauert, ist nicht vorherzusagen. Die Monats-, Quartals- oder sogar Jahrespläne deines Unternehmens können darunter leiden. Das Problem ist: Burnout ist keine Einzeldiagnose, sondern ein Symptomkomplex und deshalb schwer zu erkennen. Anhaltende Kopfschmerzen, Rückenschmerzen oder Magen-Darm-Beschwerden können ebenso dazugehören wie Depressionen und Angstzustände. Für Betroffene bedeutet das viel Unsicherheit und Ärztemarathons, für dich wiederkehrende Arbeitsausfälle. Die Krankenkassen gehen davon aus, dass Menschen mit Depressionen im Schnitt 30 Tage ausfallen. Doch in der Praxis beträgt die Krankheitszeit oft mehr als ein halbes Jahr, bei anschließender Reha sogar ein Jahr. Die Mehrbelastung wird also schnell auch von deinem noch gesunden Team zu spüren bekommen. Und dann bleibt dir eigentlich nur eine Wahl: Entweder du meisterst den Stress selbst oder du verlierst weitere Mitarbeiter, die dem Dauerdruck entfliehen.
Burnout kostet Gesundheit!
Eine Burnout-Erkrankung verläuft in mehreren Phasen. Du kannst dir vorstellen, dass Körper und Psyche bei Burnout miteinander Ping Pong spielen. Die ersten Folgen von Stress spüren Menschen zum Beispiel oft im Rücken. Wusstest du, dass man bei mehr als 85% der Rückenschmerzen keine Ursache findet und daher von psychischen Gründen ausgeht?! Zu diesen Schmerzen gesellen sich nach und nach Gefühle von Niedergeschlagenheit, Sinnlosigkeit und Hoffnungslosigkeit. Und diese mentalen Beschwerden bleiben nicht folgenlos, sie belasten wiederum die körperliche Verfassung. Depressive Menschen sind häufig verspannter, können sich nicht zum Sport motivieren oder ernähren sich ungesund. Das kann auf Dauer ernsthafte chronische Krankheiten hervorrufen. Studien zeigen, dass es enge Verbindungen zwischen Burnout und Herz-Kreislauf-Erkrankungen, zum Beispiel Herzinfarkt oder Bluthochdruck, gibt. Auch das Risiko für bestimmte Krebserkrankungen liegt bei Menschen, die unter viel Stress leiden, um bis zu 30% höher. Ein Burnout gefährdet die Gesundheit deiner Mitarbeiter und damit dein Unternehmen also langfristig!
Burnout kostet Fachkräfte!
Im Burnout geht gar nichts mehr: Aufstehen, Anziehen, Kinder zur Schule bringen, alles wird zu einer unüberbrückbaren Herausforderung. Man ist hilflos und überhaupt nicht mehr belastbar. Wie lange dieser Zustand anhält, ist sehr individuell. Viele Betroffene durchlaufen in dieser Zeit auch noch einen regelrechten Ärztemarathon, bis endlich die Diagnose gefunden wird. Und danach wird es nicht einfacher: Lange Wartezeiten auf Therapieplätze sind die Regel. Die Suche nach den eigenen Burnout-Ursachen ist langwierig und mühselig. Du musst dir deshalb bewusst machen: Wer einmal einen Burnout erlebt hat, wird in Zukunft alles tun, um nicht wieder in diesen Zustand zu kommen! Viele verändern ihre Lebensumstände daher radikal. Das kann für dein Unternehmen große Folgen haben. Einer Mitarbeiterin reicht vielleicht ein Aufgabenwechsel, ein anderer Mitarbeiter kann mit mehr fachlicher Unterstützung dem Stress entkommen. Aber was, wenn das nicht genug ist? In vielen Fällen reduzieren Menschen nach einem Burnout langfristig ihre Arbeitszeit. Dein ehemaliger Leistungsträger ist also nur noch den halben Tag für dich im Einsatz. Und bringt auch das keine dauerhafte Entlastung, heißt es schlimmstenfalls Umschulung und du verlierst eine wertvolle Fachkraft, die du schwer ersetzen kannst.
Wie kannst du Burnout vorbeugen?
Du siehst, ist der Burnout erstmal da, entstehen langanhaltende Probleme, die hohe Kosten mit sich bringen. Doch hier ist die gute Nachricht: Reduzierst du Stress, kannst du Burnout bei deinen Mitarbeitern vermeiden. Lass uns dazu einen kurzen Blick auf die wichtigsten Stressfaktoren am Arbeitsplatz werfen. Eine Studie des Statistischen Bundesamts aus dem Jahr 2020 hat Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer nach den größten berufsbezogenen Einflussfaktoren auf ihr Wohlbefinden gefragt. Dabei wurden folgende Ergebnisse ermittelt:
- Auf Platz eins der Stressfaktoren rangieren mit großem Vorsprung Zeitdruck und Arbeitsüberlastung.
- Platz zwei belegt der Umgang mit schwierigen Personen (z.B. Kunden, Patienten, Schüler).
- Auf dem dritten Platz befindet sich fehlende Kommunikation oder Zusammenarbeit innerhalb der Organisation.
- Unsichere Beschäftigungsverhältnisse, Belästigung oder Mobbing und fehlende Autonomie oder Einflussmöglichkeiten auf die Arbeitstempo und Arbeitsprozesse teilen sich den vierten Platz.
Viele der genannten Faktoren kannst du als Chefin oder Chef direkt beeinflussen. Und dafür brauchst du weder das Budget eines Konzerns noch ausufernde Organisationsstrukturen. Das Stresserleben deiner Mitarbeiter wird sich deutlich verändern, wenn du an der wichtigsten Stelle deines Unternehmens, bei dir, anfängst! Sobald du als Chefin oder Chef lernst, aktiv Selbstfürsorge zu betreiben und achtsamer zu führen, wird sich dein Zeit- und Stressmanagement verbessern. Du siehst klarer, wo die Stressfaktoren und Zeitfresser in deinem Unternehmen liegen und kannst die Arbeitsprozesse dementsprechend anpassen. Fühlst du dich weniger unter Druck, kannst du eindeutiger und fokussierter kommunizieren. Deine Mitarbeiter werden diese Veränderung sehr schnell bemerken und sich sicher in ihren Aufgaben fühlen. Das schafft Vertrauen und ist eine wertvolle Ressource für eure weitere Zusammenarbeit.
Wie kannst du sofort den Stressfaktor „schlechte Kommunikation“ verbessern?
Du kennst das bestimmt: Du hast ein Meeting zur Aufgabenbesprechung einberufen und irgendwie entgleitet die Kommunikation. Ihr verliert euch immer mehr in allerlei Nebenschauplätzen und am Ende weiß keiner mehr so genau, worum es eigentlich geht und vor allem nicht, was die nächsten Schritte sind. Unklare Vorgaben sind für deine Mitarbeiter ein Stressfaktor. Du als Dreh- und Angelpunkt deines Unternehmens musst daher so eindeutig wie möglich kommunizieren. Doch dazu musst du dein Ziel erstmal möglichst klar vor Augen haben. Damit dir das gelingt, versuch vor der nächsten Besprechung einfach folgendes:
- Plane dir zehn Minuten störungsfreie Zeit für Selbstfürsorge ein! Das bedeutet, Laptop, Telefon und Smartphone sind stumm, und deine Tür ist geschlossen. Stell dir einen Timer auf fünf Minuten. In den ersten fünf Minuten geht es darum, den Kopf frei zu kriegen und genügend Abstand zum Meeting zu bekommen. Das schaffst du easy mit der zählenden Atemtechnik. Schließe die Augen, konzentriere dich ganz auf deine Atmung und zähle dabei: Einatmen eins, Ausatmen eins, Einatmen zwei, Ausatmen zwei…und so weiter, bis du bei zehn angekommen bist. Dann beginnst du wieder bei eins. Wenn du dich zwischendurch verzählst, ist das nicht schlimm. Fang einfach wieder bei eins an.
- So, fünf Minuten sind um, der Kopf ist klar und dein Nervensystem ist neu kalibriert. Stell dir nochmal einen fünf Minuten Timer und widme dich jetzt deiner Prioritätensetzung. Beantworte dafür folgende Frage: Wenn du im Meeting nur ein Ziel erreichen könntest, welches wäre das? Schreibe dir dieses Ziel auf einen Zettel. Versuch dich kurz zu halten und sehr klar auszudrücken, sodass du noch genug Zeit hast, um dir den Zettel mehrfach durchzulesen und dir dein Ziel deutlich vor Augen zu führen.
- Zehn Minuten sind um, und ab geht es in die Besprechung! Ich empfehle dir, den Zettel mitzunehmen. Ob in der Hosentasche oder für alle sichtbar auf dem Tisch – das bleibt dir überlassen. Wichtig ist, dass du dich im folgenden Gespräch immer wieder darauf zurückbesinnst. Denn wenn dir klar ist, was dein wichtigstes Ziel ist, kannst du ausufernde Diskussionen schneller beenden. Das lässt auch deine Mitarbeiter schneller erkennen, worauf du eigentlich hinaus willst. Mit dieser Klarheit gibst du Raum für Kreativität, und deine Mitarbeiter können dich mit Lösungsvorschlägen besser unterstützen.
Wie du siehst, Stressfaktoren zu entschärfen, muss gar nicht kompliziert sein. Du musst dir nur eine Sache bewusst machen: Die wichtigste Stellschraube, um Burnout bei deinen Mitarbeitern zu vermeiden, bist du! Betriebliches Gesundheitsmanagement muss für kleine Unternehmen daher keine ausufernden Kosten bedeuten. In meinen persönlichen Beratungen oder Selbstlernkursen helfe ich dir gerne dabei, mehr Selbstfürsorge und Achtsamkeit zu entwickeln, dein Zeit- und Stressmanagement zu verbessern und Resilienz aufzubauen. Kurz gesagt, wir entwickeln gemeinsam deine Führungskompetenzen in Richtung einer gesunden Unternehmenskultur. Also, schau doch einfach mal in meine Angebote, ich freue mich, dich kennenzulernen.
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Zum Weiterlesen:
IFBG, Techniker Krankenkasse: #whatsnext – Gesund arbeiten in der digitalen Arbeitswelt.
https://www.tk.de/resource/blob/2033608/c27f647a9999aaaa8c9bce15e31ae1f5/whatsnext-data.pdf
Parveen K Garg, J’Neka S Claxton, Elsayed Z Soliman, Lin Y Chen, Tené T Lewis, Thomas Mosley, Alvaro Alonso: Associations of anger, vital exhaustion, anti-depressant use, and poor social ties with incident atrial fibrillation: The Atherosclerosis Risk in Communities Study. European Journal of Preventive Cardiology, Volume 28, Issue 6, June 2021, Pages 633–640, https://doi.org/10.1177/2047487319897163
G David Batty, Tom C Russ, Emmanuel Stamatakis, Mika Kivimäki: Psychological distress in relation to site specific cancer mortality: pooling of unpublished data from 16 prospective cohort studies. BMJ 2017;356:j108, http://dx.doi.org/10.1136/bmj.j108
Statistisches Bundesamt: Gefährdung durch Stress am Arbeitsplatz. https://www.destatis.de/DE/Themen/Arbeit/Arbeitsmarkt/Qualitaet-Arbeit/Dimension-1/stress-arbeitsplatz.html
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